"Die kleine Beziehung gross denken"

Verwaltungsratspräsident Ralph Siegl im Gespräch mit Luigi Simione

An der letzten Generalversammlung wurde Ralph Siegl zum Präsidenten des Verwaltungsrats gewählt. Er ist bereits seit 2013 im Leitungsgremium der Bank Linth. Im Gespräch mit dem Leiter der Geschäftsstelle Winterthur, Luigi Simione, diskutiert er aktuelle und zukünftige Herausforderungen.

Ralph Siegl im Gespräch
Ralph Siegl (links) im Gespräch mit Luigi Simione in der Geschäftsstelle Winterthur

Luigi Simione (LS): Ralph, wieso findet dieses Interview in Winterthur statt? Was ist Dein Bezug zu dieser Geschäftsstelle?

Ralph Siegl (RS): Wir wollen in der Ostschweiz weiter wachsen und Winterthur zeigt, dass wir eine dynamische Bank sind und erfolgreich neue Gebiete erschliessen können. Dank der Nähe zur Region haben unsere motivierten Mitarbeitenden im Marktgebiet Winterthur in den letzten fünf Jahren sehr viel erreicht. Das beweist, dass wir fähig sind, neue Kunden für die Bank Linth zu begeistern und unser Angebot geschätzt wird.

LS: Die Unternehmensstrategie unserer Mehrheitsaktionärin LLB setzt klar auf Wachstum.

RS: Mit «StepUp2020» will die LLB-Gruppe ihre Position in der Schweiz durch die Bank Linth ausbauen. Die Arbeitsteilung im LLB-Verbund ist dabei für uns ein echter Vorteil. Sie erlaubt uns mehr Mut für Innovation bei der Kundenansprache zu entwickeln und die Akquise neuer Kunden mit mittel- und langfristigem Potenzial zu stärken. Der Trend geht aus meiner Sicht weg von Standardangeboten und hin zu personalisierten und langfristigen Kundenlösungen.

LS: Du leitest selbst ein Unternehmen mit über 400 Mitarbeitenden im Glarnerland. Was beschäftigt Dich in dieser Position zurzeit am meisten?

RS: Wenn es um das "heute für heute" geht, stehen für mich aktuell der erfolgreiche Abschluss der beiden Generations-Projekte wie der Ausbau der Produktion in Ennenda und die Einführung eines neuen Informatiksystems im Fokus, die es ohne Störung des dynamischen Alltagsgeschäfts zu bewältigen gilt. Dabei gilt es markthungrig zu bleiben und dem Reflex zu widerstehen, aufgrund der anspruchsvollen internen Arbeiten die Kundenfront zu vernachlässigen.

Im "heute für morgen" müssen wir weiter innovativ und agil bleiben. Innovation findet per Definition im nicht-regulierten Bereich statt und Kundenfeedbacks wollen aufmerksam miteinbezogen werden. Die zunehmende Regulierung im Lebensmittelsektor und am Arbeitsmarkt bindet leider immer mehr unproduktive Kräfte und wir müssen unternehmerisch bleiben. Wir schaffen deshalb derzeit neue Managementstrukturen, um den Verkauf noch stärker von rückwärtigen Tätigkeiten zu entlasten um den Marktfokus zu wahren.

LS: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen der Confiseur Läderach AG und der Bank Linth?

RS: Im unternehmerischen Verständnis bestehen tatsächlich Parallelen. Zum Beispiel bei der langfristigen strategischen Sicht, hier durch den Mehrheitsaktionär Liechtensteinische Landesbank (LLB) und die eng verbundenen Aktionäre, dort durch das Denken in Generationen durch den Alleininhaber. Auch die Freude am Kundenkontakt und die wertebasierte Firmenkultur zeichnen die beiden Firmen aus.

Ralph Siegl im Gespräch
Ralph Siegl im Gespräch mit Claudia Reiter, Nadine Weibel und Salvador H. Müller vom Team Winterthur

LS: Was sind die grössten Herausforderungen, die auf uns zukommen?

RS: Die Marktbedingungen sind sehr anspruchsvoll und der technologische Wandel betrifft bisherige Geschäftsmodelle sehr direkt. Hier gilt es mit Besonnenheit den künftigen Wert der Bank für unsere Kunden und Aktionäre zu beurteilen. Unsere Referenz dürfen nicht die anderen Banken sein, sondern unsere Kunden, ihre zukünftigen Bedürfnisse, ihr Verhalten in Finanzfragen und ihre Reaktion auf das Marktangebot auch von neuen Anbietern. Es gilt, die Aussensicht zu schärfen und unsere Bekanntheit und Relevanz auszubauen.

LS: Heutzutage konkurrenzieren Online und Mobile Banking den klassischen Besuch in der Bankfiliale. Wie siehst Du die Entwicklung in Zukunft?

RS: Technologie muss nach ihrem Nutzen für die Kunden beurteilt und in das Geschäftsmodell sinnvoll integriert werden. Technologie bleibt aber immer ein Mittel zum Zweck. Die anstehende Neugestaltung unserer Geschäftsstellen und unsere Bauprojekte in Uznach und Rapperswil zur Schaffung moderner Begegnungsorte bei der Bank Linth zeigen sehr deutlich, dass wir das Persönliche auch in Zukunft ins Zentrum stellen: Zuerst Mensch, erst dann, aber auch, Maschine.

LS: Hier in Winterthur hören wir oft, dass unsere persönliche Beratung und unser lokales Engagement den Ausschlag geben, wieso man sich für uns entscheidet. Was sind für Dich die Stärken der Bank Linth?

RS: Unsere Kernkompetenz ist ohne Zweifel die Nähe zu den Kunden und eine von Respekt und Zusammenhalt geprägte Firmenkultur. Gerade in unsicheren Zeiten ist es wichtig, dass wir glaubwürdig Stabilität vermitteln und die komplexen Zusammenhänge «richtig einfach» darlegen. Das bedingt Freude an den vordergründig kleinen Dingen und Wünschen: Wir müssen die kleine Beziehung gross denken. Es gilt die Bedürfnisse der Kundschaft in unserer Region nicht nur abzudecken, sondern auch frühzeitig neue zu erkennen und zu wecken. Dazu investieren wir auch in unsere Mitarbeitenden.

LS: Hier in Winterthur ist die Bank Linth ausserhalb von ihrem Stammgebiet tätig. Unsere Kunden schätzen zwar den persönlichen Kontakt, doch viele Menschen kennen uns schlicht noch nicht. Wie könnten wir dies ändern?

RS: Auch wenn der Begriff "Stammgebiet" historisch sicher richtig ist, denke ich zuerst einmal nicht, dass wir künftig in Bezug auf Winterthur von „ausserhalb“ sprechen sollten. Unser Marktgebiet ist statutarisch weiter gefasst und bespielt im Wesentlichen die ganze Ostschweiz. So gesehen ist für mich Winterthur heute mitten im Marktgebiet. Aus dieser Haltung heraus ist es sehr erfreulich, wie gut sich dieser junge Standort bereits entwickelt hat. Gleichzeitig ist klar, dass wir die Bekanntheit generell noch ausbauen müssen. Dabei gilt es vor allem zu vermitteln, was die Bank Linth speziell ausmacht und welche Relevanz wir für unsere Zielgruppen haben. Denn eines ist klar, auf uns hat niemand gewartet und der Wettbewerb ist hoch. Wir müssen noch weiter schärfen, warum man zur Bank Linth kommen soll.

LS: Wieso hast Du Dich für die Bank Linth entschieden?

RS: Ein wesentlicher Grund für meinen Entscheid zur Mitwirkung bei der Bank Linth war und ist es, dass unsere Mitarbeitenden, die Bankführung und die Aktionäre die notwendige Authentizität und Ehrlichkeit leben, genau diese Sichtweise umzusetzen und ich überzeugt bin, dass die Bank Linth und die LLB-Gruppe mit "StepUp2020" gestärkt und erfolgreich aus der gegenwärtigen Umbruchs- und Konsolidierungsphase im Markt Schweiz hervorgehen werden.